Aus einer Vielzahl von Bewerbungen hat unsere Jury Ende März 2024 zehn Vorhaben ausgewählt. Die Projektpartner:innen befinden sich bis Ende Juni in einer Konzeptionsphase, um gemeinsam das Konzept zu schärfen. Die inhaltliche Beschreibung stellt insofern nur einen ersten groben Rahmen dar.

Gemeinsam wachsen: Gemeinschaft und Beteiligung im Kleingartenverein | Peter-Weiss-Haus e.V. | Rostock | Mecklenburg-Vorpommern

Zunehmender Vertrauensverslust in demokratische Institutionen und wachsende Passivität oder Indifferenz für demokratische Prozesse und bürgerliches Engagement machen auch am Gartenzaun nicht halt. Der Kleingarten als Mikrokosmos für diverse Wissensbestände, (Garten-) Praxis sowie Erholung und Gemeinschaft wird zum „Allzeitort“, an dem Menschen in der Vereinsgemeinschaft als „Community of Practice“ miteinander verbunden und in ihrer Erfahrung von Selbstwirksamkeit gestärkt werden können.

Spieglein, Spieglein an der Wand...| Qulturwerkstatt e.V. | Netphen | Nordrhein-Westfalen

Das Vorhaben setzt sich mit Ursachen von Ressentiments auseinander, um möglichst viele Menschen für ein offenes demokratisches Miteinander (wieder) zu gewinnen. Im Fokus steht ein Friseursalon als Ort, der Treffpunkt über alle Generationen hinweg ungeachtet der politischen Einstellungen ist und zum „Allzeitort äußerer und sozialer Streicheleinheiten“ werden soll. Mittels spielerisch-künstlerischer und dialogischer Formate der Anerkennung soll auf Augenhöhe ein Raum für Gefühle und Gedanken geschaffen werden. Die Aktivitäten werden zu einem Dorfspiel erweitert.

Mitmachstadt Königstein | weltbewusst e.V. | Königstein | Sachsen

Durch Überraschungsmomente werden Menschen auf spielerische Weise mit demokratischen Werten konfrontiert. Im Fokus steht als Alltagsort die in der Werkstatt 26 beheimatete Kleiderkammer der Diakonie. Bei offenen künstlerischen Angeboten zu Themen des sozialen, politischen und kulturellen Lebens in Königstein finden Menschen „ihre Stimme“, ermitteln Handlungsbedarfe und Lösungsmodelle und können mit Unterstützung des Projektteams eigene Ideen in der Werkstatt und im Stadtraum umsetzen.

Viele Stimmen, lauter Steine - Die Burg und das Dorf | Förderverein Wasserburg und Kapellendorf e.V. | Schlosskulm | Thüringen

Die touristische Wasserburg Kapellendorf, im Dorf von vielen als Begegnungsort wieder ersehnt, ist Ausgangspunkt für einen partizipativen Prozess, an dem eine ortsbezogene, dokumentarische Hörproduktion entsteht. Mit Fragen nach dörflicher Gemeinschaft, historischem Erbe und gesellschaftlichem Engagement begleitet sie den Prozess zur Mitgestaltung dieses Ortes. Menschen, die sich sonst kaum begegnen würden, treffen mit ihren Erinnerungen, Wünschen und Fragen aufeinander. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch eine fahrende Kultur-Bibliothek.

Inklusive Politikgestaltung | KOPF, HAND und FUSS e.V. | Berlin

Das Vorhaben basiert auf der Erkenntnis, dass Menschen mit Behinderungen viele Situationen in ihrem Leben als gegeben hinnehmen (müssen). Viele Bildungsmaterialien im politischen Kontext sind nicht barrierefrei gestaltet. Menschen mit Behinderung sind in politischen Debatten und Entscheidungsprozessen unterrepräsentiert. Durch den Einsatz interaktiver, barrierefreier Lernmethoden sollen an einem inklusiven Coworking-Space die politische Aktivität und Selbstvertretung dieser Personengruppe gestärkt werden. 

Politisches Garten-Café | ESTAruppin e.V. | Neuruppin | Brandenburg

Ein Kinder- und Jugendgarten in einem Neubaugebiet wird als grüne Oase für Erwachsene geöffnet: Durch Zaungespräche und partielle Hilfe bei der Gartenarbeit soll die neue Zielgruppe niedrigschwellig erreicht und motiviert werden, an ideologie-freien politischen Garten-Cafés teilzunehmen. In moderierten Gesprächen können gemeinsame quartiersbezogene Einschätzungen und Forderungen gefunden, kommunale Politiker:innen damit konfrontiert und neue Wege der Interessenvertretung erprobt werden.

DemoCrazy: Demokratie erlebbar machen! | Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen | Esslingen | Baden-Württemberg

Armutsbetroffene nehmen kaum am demokratischen und gesellschaftlichen Leben teil. Das Vorhaben möchte niedrigschwellige Aktivitäten an einem leicht zugänglichen Ort, an dem sich Menschen mit unterschiedlichsten Lebenswirklichkeiten aufhalten, umsetzen: Im Diakonieladen werden auf zwei Etagen Menschen zu demokratischen Fragestellungen als Multiplikator:innen ihrer Lebenswelten in einen respektvollen und konstruktiven Austausch gebracht. In Planspielen und Dialogformaten können eigene Themen eingebracht und demokratische Prozesse praktisch erlebt werden.

Kulturkiosk Unterbarmen | agorastadt e.V. | Wuppertal | Nordrhein-Westfalen

Im Fokus steht ein Kiosk auf einem öffentlichen Platz, der unterschiedlichste Gruppen aus der Nachbarschaft zusammenbringt. Trotz der Aufenthaltsqualität des Platzes wird dieser in den Medien auch als „Angstraum“ benannt. Durch die aktive Beteiligung der Nutzer:innen sollen Kiosk und Platz zu einem Begegnungsort für lebendige Demokratie und Verhandlungsort für politische, soziale und gesellschaftliche Entscheidungsfragen umgestaltet werden. Auch die Angebote am Kiosk können durch selbstproduzierte Kunstprodukte ergänzt werden.

Geschichten aus dem Wartezimmer | Gesundheitskollektiv Berlin e.V. | Berlin

Das Leben vieler Menschen ist zunehmend von Einsamkeit geprägt; viele fühlen sich immer stärker von der Gesellschaft abgehängt. Das Vorhaben erprobt exemplarisch im Wartezimmer eines Stadtteilgesundheitszentrums die Einrichtung von Zuhör- und Erzählräumen, um Menschen Gehör zu schenken und ihre Geschichten zu verstehen. Darauf aufbauend werden Dialogformate entwickelt, um Bedarfe besser zu berücksichtigen und im Sinne der Stärkung von Zugehörigkeit und Gemeinschaft empowernd zu wirken, zu vernetzen und einen Patient:innenrat einzurichten.

SPLASHING | Wall und Space e.V. | Halle (Saale) | Sachsen-Anhalt

Das Vorhaben erforscht das Potential des Ortes Schwimmbad als wichtigen sozialen Treffpunkt. Mit unterschiedlichen partizipativen Mitmachangeboten soll Kunst als gesellschaftsübergreifende Kommunikationsform in die Schwimmhalle gebracht werden. Die diversen Nutzer:innengruppen werden motiviert, ihre kreativen Ideen und persönlichen Lebensrealitäten einzubringen, um ein individuell gestaltetes Stück beizutragen, das Teil für Teil zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk zusammengeführt wird.