Im Dialog mit Jens Spahn
Reformwerkstatt trifft Politik: In einem Online-Dialog diskutierten Bürger:innen mit dem Minister über die Zukunft unseres Gesundheitssystems. Wie steht es um die Arbeitsbedingungen für Fachkräfte? Und um den gleichberechtigten Zugang zu medizinischer Versorgung? Diese und weitere Fragen beantwortete Jens Spahn virtuell und live.
Bürger fragen, Spahn antwortet: Wie in Zeiten der Corona-Pandemie nicht anders möglich, trafen sich zehn Bürgerbotschafter:innen mit dem Minister zu einem virtuellen Dialog.
Seit der Corona-Krise steht die Gesundheitspolitik wie selten zuvor im Zentrum der Aufmerksamkeit. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Robert Bosch Stiftung zeigt zwar grundsätzliches Vertrauen der Deutschen in die Gesundheitspolitik. In einzelnen Bereichen sieht die Mehrheit jedoch Reformbedarf. Veränderungsbedarf sieht auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Allerdings habe sich das deutsche Gesundheitssystem in der Corona-Pandemie bewährt. „Ohne Zweifel gibt es viel zu verbessern und gewonnene Erkenntnisse aus den vergangenen Wochen. Im Vergleich zu anderen Ländern haben wir die Herausforderung bislang gut bewältigt,“ so Spahn im Online-Dialog. Die Diskussion mit dem Bundesgesundheitsminister ist Teil der Initiative „Neustart!“. Die Initiative bringt Bürger:innen und Expert:innen zusammen, um mutige Impulse und geeignete Antworten auf die Herausforderungen unseres Gesundheitssystems zu finden.
Bürger:innen wünschen sich mehr Gerechtigkeit in der Gesundheitsversorgung
Eine zentrale Forderung der Bürger:innen ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Gesundheitswesen. „Wir haben mit der Personalbemessung und Personaluntergrenzen begonnen. Aber die Verbesserung der Bedingungen können wir nur schrittweise durchsetzen,“ sagte Spahn im Online-Dialog. Von der kommenden Mindestlohnerhöhung würden Pflegekräfte profitieren, vor allem in der Altenpflege. Es gehe dabei nicht nur um die Bezahlung. Auch eine verbesserte Ausbildung, die Möglichkeit der Akademisierung und die Nutzung der Digitalisierung, um Beschäftigte zu entlasten, werde den Beruf attraktiver machen. „Corona hat zumindest bewirkt, dass den Menschen, die in der Pflege arbeiten, mehr als bisher die gesellschaftliche Anerkennung zuteilwurde, die sie verdienen.“
Ein weiterer Teil der Diskussion befasste sich mit dem Themenfeld Kommerzialisierung der Gesundheitsversorgung: „Krankenhäuser verstehen sich als Gewerbebetriebe und investieren in die Bereiche, in denen sie den höchsten Gewinn erzielen. Wie bekommen wir diese Fehlentwicklung in den Griff?“, fragte ein Bürgerbotschafter. „Ich verstehe die Frage. Nicht nur eine Klinik macht Gewinn – eine Apotheke, eine Arztpraxis oder eine Physiotherapie machen das auch.“ Wo das System Fehlanreize geschaffen habe, müsse nachjustiert werden. Ein rein staatlich gesteuertes Gesundheitswesen, wie etwa in Großbritannien, sei nicht per se besser als eines mit marktwirtschaftlichen Anreizen, so Spahn.
„Es geht voran, wenn alle mitmachen. Ich würde mir wünschen, dass wir uns dieses Wir-Gefühl erhalten.“