In den Debatten um unsere Zukunft kommen vor allem jene zu Wort, die über Ressourcen oder ein gutes Netzwerk verfügen. Unser Partner denkhausbremen hat weniger privilegierte Menschen gefragt, was es aus ihrer Sicht für eine gerechtere Zukunft braucht. Herausgekommen ist ein Forderungskatalog, den wir hier vorstellen.
An den Diskussionen über die Zukunft unserer Gesellschaft sind vor allem diejenigen beteiligt, die nicht ständig damit beschäftigt sind, „über die Runden zu kommen”. Diese Ungleichheit wirkt wie ein Gift für die Demokratie, denn sie ist darauf angewiesen, dass sich möglichst viele Menschen gleichberechtigt an Entscheidungen beteiligen können. Unser Partner denkhausbremen hat jetzt im Rahmen des von der Robert Bosch Stiftung geförderten Projektes „Das soziale 1,5-Grad-Ziel“ einen Forderungskatalog veröffentlicht. An ihm haben Menschen mitgearbeitet, die bei Zukunftsdebatten sonst nicht am Tisch sitzen: Die sich abgehängt fühlen, wenig Geld oder keine Wohnung haben, mit Krankheit oder Behinderungen leben oder zugewandert sind.
Der Katalog ist das Ergebnis einer Reise von denkhausbremen, die ab dem Jahr 2018 quer durch Deutschland führte. Das denkhausbremen-Team Peter Gerhardt, Ulrike Eppler und Michael Gerhardt hat Menschen aus bundesweit 25 Initiativen kennengelernt, ihnen zugehört und aufgeschrieben, was sie antreibt und was sie zu sagen haben. Herausgekommen ist ein Appell, die Zukunft gemeinsam zu gestalten. Im Mittelpunkt des Forderungskatalogs stehen die Anliegen der beteiligten Gruppen. Es geht um Solidarität, faire Chancen für alle und Zusammenhalt.
Der Katalog liefert Antworten darauf, wie der fortschreitenden Ungleichheit verbunden mit der Ökonomisierung vieler Lebensbereiche etwas entgegengesetzt werden kann. Entstanden sind Forderungen zu den Themen Demokratie und Gemeinschaftlichkeit, Wohnen, Gesundheit, Steuern, Arbeit und soziale Sicherung. Wir stellen im Folgenden Auszüge aus dem Forderungskatalog vor.
Demokratie und Gemeinschaftlichkeit
Gemeinschaft muss wieder stärker betont und gelebt werden. Sie ist der viel zitierte Kitt, der eine Gesellschaft zusammenhält. In der Gemeinschaft können sich alle als Teil des Ganzen erfahren. Voraussetzung für Gemeinschaftlichkeit sind jedoch gerechtere, inklusive und barrierefreie Bedingungen für möglichst alle Bürger:innen.
„Ungleichheit wirkt wie ein Gift für die Demokratie, die ihre Legitimation daraus schöpft, dass möglichst viele Menschen die Chance und Möglichkeit haben, sich gleichberechtigt an der Meinungsbildung und den daraus resultierenden Entscheidungen zu beteiligen.“
Gesundheit
Armut macht krank und Krankheit macht arm. In kaum einem Lebensbereich lässt sich so deutlich in Zahlen messen, wie oben und unten immer weiter auseinanderdriften. In finanziell schlechter gestellten Stadtteilen, sind chronische Krankheiten weiter verbreitet und die Menschen sterben deutlich früher. Umgekehrt sind Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt. Grundsätzlich sollte das Gesundheitswesen nicht gewinnorientiert organisiert sein.
Während es in der Klimapolitik mit dem 1,5-Grad-Ziel ein klare Zielmarke gibt, existieren für die sozialen Aspekte des gesellschaftlichen Umbruchs bisher keine Leitlinien, die Orientierung geben könnten. Um diese Lücke ein Stück weit zu schließen, arbeitete denkhausbremen im Projekt „Das soziale 1,5-Grad-Ziel“ an konkreten und überprüfbaren Leitplanken für einen gerechten Wandel.
„Die Zukunft wird nur dann sozial gerecht und ökologisch verantwortungsvoll sein, wenn möglichst viele Menschen an Bord sind und mitentscheiden. Unser Beitrag dazu liegt jetzt auf dem Tisch.“
Umweltgerechtigkeit
Wir brauchen eine solidarische und fürsorgliche Gesellschaft, die Soziales und Umwelt zusammen denkt. Doch bislang entscheidet eher der Geldbeutel darüber, ob und wie stark Menschen von Umweltbelastungen betroffen sind. Dabei sind es die Reichen, die einen besonders großen ökologischen Fußabdruck haben und deren Lebenswirklichkeit sich auf dem Weg zur Nachhaltigkeit dramatisch ändern müsste. Umweltschutz kann in einer demokratisch verfassten Gesellschaft aber nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn Nutzen und Lasten möglicher Veränderungen gerecht verteilt werden.